HSM

Hochspezialisierte Medizin

Knochen-und Weichteiltumorzentrum der Universität Basel (KWUB)

Mit der offiziellen Kooperation zwischen dem Universitätskinderspital und dem Universitätsspital Basel in Bezug auf die Knochen- und Weichteil- Sarkombehandlung, können Sarkompatienten aller Altersgruppen in entsprechend hochqualifizierter Klinikstruktur durch das Knochen- und Weichteiltumorzentrum der Universität Basel (KWUB) interdisziplinär behandelt werden.
Im Jahre 2005 gründeten Prof. Dr. F. Hefti und Prof. Dr. G. Jundt das interdisziplinäre Knochen- und Weichteiltumorzentrum an der Universität Basel (KWUB) (als erste solche Institution in der Schweiz).
Mit der Unterzeichnung der Interkantonalen Vereinbarung zur Hochspezialisierten Medizin (IVHSM) haben sich alle Kantone in der Schweiz 2009 zur gemeinsamen Planung und Zuteilung der hochspezialisierten Medizin (HSM) verpflichtet. Die gemeinsame Planung der hochspezialisierten Medizin (HSM) erfolgt im Hinblick auf eine bedarfsgerechte, qualitativ hochstehende und wirtschaftlich erbrachte medizinische Versorgung. Die Konzentration von hochspezialisierten Behandlungen und Eingriffen trägt zur Verbesserung der Behandlungsqualität bei.
Die Gründung des Knochen – und Weichteiltumorzentrums der Universität Basel  (KWUB) mit der Zusammenkunft von klinischen Spezialisten in einem interdisziplinären Kreis verfolgt diese oben beschriebene Hochspezialisierte Medizin bereits 4 Jahre vor der Entscheidung der Politiker. Hier können Kinder und Erwachsene mit den Tumoren am Bewegungsapparat im Sinne der hochspezialisierten Medizin (HSM) optimal behandelt werden. Dadurch entstehen tendenziell weniger Komplikationen und die Überlebenschancen der betroffenen Patientinnen und Patienten werden verbessert. Zudem können unnötige Verlegungen vermieden und wertvolle Zeit für die optimale Behandlung gewonnen werden. Eine optimierte Erstversorgung führt zu geringeren Kosten für die Behandlung und Nachsorge. Dadurch können auch langfristig bedeutende volkswirtschaftliche Kosteneinsparungen erwartet werden.
Das Haupt-Ziel ist, das KWUB auf- und auszubauen, welches in einem interdisziplinären klinischen Board den neusten Erkenntnisstand dem Patienten zukommen lässt und ihn begleitet. Seit 2009 ist das KWUB europaweit eines von bislang nur vier von der internationalen Arbeitsgemeinschaft Knochentumoren (AGKT) anerkanntes interdisziplinäres Behandlungszentrum und das einzige in der Schweiz.
Das KWUB besteht aus der Chirurgie von Knochen- und Weichteiltumoren (Prof. Dr. C. Kettelhack Stv. CA USB (Leitung KWUB); PD Dr. A. Krieg, LA UKBB (Leitung KWUB); Prof. Dr. F. Hefti, Konsiliarius UKBB), der Plastischen Chirurgie (PD Dr. M. Haug, Stv. CA USB), der Radiologie (Dr. J. Schneider, LA UKBB; PD Dr. U. Studler, LA USB; Dr. T. Wischer und Prof. Dr. A. Nidecker, externe Kliniken), der Pathologie (PD Dr. D. Baumhoer, OA USB; Prof. Dr. G. Jundt, LA USB), der Medizinischen Onkologie (Dr. F. Krasniqi, OÄ USB), der Pädiatrischen Onkologie (Prof. Dr. Th. Kühne, LA UKBB; Prof. Dr. N. von der Weid, CA UKBB; Dr. R. Angst, LA KS Aarau und PD Dr. J. Rischewski, LA KS Luzern) sowie der Radioonkologie (PD Dr. M. Gross, LA USB). Diese Gruppe trifft sich regelmässig am Universitätskinderspital beider Basel (UKBB) zur Besprechung und Festlegung des Behandlungsplans von Sarkompatienten. Dabei werden auch Patienten von auswärtigen Kliniken aus den Kantonen Aarau, Solothurn, Jura, Luzern, Tessin sowie aus der Region Südbaden (D)  besprochen.
Externe Sprechstunden werden durch die Tumororthopäden PD Dr. A. Krieg und Prof. Dr. F. Hefti in den Spitälern Lörrach, Aarau, Luzern und Locarno durchgeführt und eigene Zuweiser-Sprechtunden aus Langenthal, Olten, Brig, Visp, etc. Diese Sprechstunden sind grösstenteils bereits seit über 20 Jahren etabliert.
Seit vielen Jahren werden somit Sarkompatienten aus den oben erwähnten Kantonen onkologisch am Zentrum (KWUB) besprochen, dezentral medikamentös heimatnah behandelt und für die optimale operative Therapie am Zentrum versorgt.
Die von dem KWUB über die Jahre ansteigenden Zahlen zeigen den Erfolg und die Notwendigkeit eines solchen Gremiums:

Ein weiteres Ziel des KWUBs ist die translationale Forschung, so dass unsere Patienten von den neusten diagnostischen, prädiktiven und therapeutischen Möglichkeiten profitieren können:
Geprüft und bewilligt von der Ethikkommission beider Basel (EKBB) werden nach eingehender Aufklärung und Einwilligung der Patienten Tumor- und Blutproben asserviert, um für weiterführende molekulare Untersuchungen zur Verfügung zu stehen. Hierbei werden sowohl Klinik-interne als auch nationale (z.B. in Kooperation mit der ETH Zürich) und internationale (z.B. Internationales Krebsgenomkonsortium (ICGC, Wellcome Trust Sanger Institute, Hinxon, UK) oder Klinische Kooperationsgruppe Osteosarkom (Helmholtz Zentrum München, D)) Forschungsprojekte unterstützt und konzipiert. Schwerpunkt sämtlicher wissenschaftlichen Studien ist die translationale Übersetzung von Grundlagenforschung in die klinische Anwendung („from bench to bedside“), bei der neue diagnostische und prädiktive Optionen aufgedeckt und potentiell auch neue therapeutische Targets identifiziert werden sollen. Selbstverständlich steht es den Patienten absolut frei, ihr Gewebe für wissenschaftliche Fragestellungen zur Verfügung zu stellen.
Im Hinblick auf komplexe Tumoroperationen entwickeln wir computerunterstützte Diagnostik und Operationsplanung mittels Fusion von multimodalen Daten (CT, MRI, Angio-MR und PET) und 3D-Visualisierung der Tumortopographie in Hinblick auf intraoperative Navigation (siehe Abb. 1).

Abb. 1. 3D-Visualisierung von fusionierten CT- und MR-Aufnahmen mit der genauen Lokalisierung des Tumors (grün) in der Knochen- und wichtigen Weichteil-Umgebung (z.B. Arterie).

Der Ersatz von knöchernen Anteilen am Becken (insbesondere mit Beteiligung des Hüftgelenkes) nach einer grossen Resektion gehört immer noch zu den am unbefriedigendsten gelösten Problemen in der Tumorchirurgie des Bewegungsapparats. Ziel eines unserer Forschungsprojekte in der Tumororthopädie ist daher die individuelle Herstellung von computer-geformten Gerüsten zur Überbrückung von Defekten nach Tumorresektionen (siehe Abb. 2). Die Gerüste sollen als Leitschienen für die biologische Remodellierung durch eigene Knochenzellen von den Resektionsrändern, unterstützt mit  Methoden des „tissue engineerings“, funktionieren (siehe Abb. 3). Somit soll eine biologische und langfristig stabile Lösung am Becken nach Tumorresektionen hergestellt werden.

Abb. 2. Optimierung des Scaffold-Design-Prozesses durch die in den ersten Planungen und Experimenten gewonnenen Erfahrungen mit der Methoden der Oberflächenverarbeitung als auch mit der Kräfteeinwirkung und mechanischer Beanspruchung.

Abb. 3. Biomechanische Tests vom Becken ohne Scaffold (links). Scaffold-Design mit einem Platz für einen Bioreaktor im Titan-Mesh-Bereich (rechts).

Klinische Studien beschäftigen sich mit den speziell angebotenen Operationstechniken:
Zu den national und europaweit besonders spezialisierten Techniken gehören die Wiedereinpflanzung des eigenen Knochens nach extrakorporaler Bestrahlung (1 von 4 Zentren in Europa), die Umkehrplastik (1 von 2 Zentren in der Schweiz) sowie die isolierte hypertherme Extremitätenperfusion bei Patienten mit lokal fortgeschrittenen Weichteilgewebssarkomen (1 von 2 Zentren in der Schweiz).

Das Ziel des Knochen– und Weichteiltumorzentrums in Basel ist, jeden Patienten mit Knochen- oder Weichteilsarkomen klinisch onkologische Kompetenz im Rahmen eines interdisziplinären Teams zukommen zu lassen, um so ein überregionales und mit anderen nationalen und europäischen Sarkomgruppen verbundenes Zentrum weiter auszubauen.